Eine gute Arzt-Patienten-Kommu­ni­ka­tion ist wichtig für deine Gesund­heit. Frag nach, wenn du etwas nicht verstehst. Dein Arzt kann dir mit einer leicht ver­ständ­lichen Erklärung helfen. Verstehen ist gesund.

Verstehen ist gesund – was heißt das?

Früher gingen Patienten zu Ärzten, ließen sich untersuchen, bekamen Medikamente verschrieben und Therapien verordnet. Die Patienten blieben selbst in einer passiven Rolle. Doch das hat sich gewandelt: Immer mehr Menschen sehen die Beziehung zwischen Arzt und Patient heute als Partnerschaft, in der sich beide Parteien auf Augenhöhe begegnen und gemeinsam Entscheidungen treffen.

Während Ärzte Experten auf ihrem medizinischen Fachgebiet sind, sind Patienten Experten ihres eigenen Körpers. Ärzte haben das medizinische Fachwissen. Sie können Zusammenhänge zwischen Beschwerden herstellen, Erkrankungen diagnostizieren und kennen die Therapiemöglichkeiten. Aber auch Patienten sind in der Partnerschaft mit ihren Ärzten Experten. Denn sie können ihre Beschwerden am besten wahrnehmen, sie kennen ihre aktuelle Lebenssituation am besten, sie wissen über eigene Sorgen, Gedanken und Empfindungen Bescheid. Sie wissen, wie und worauf ihr Körper reagiert, was in der Vergangenheit gut oder nicht so gut funktioniert hat.

Eine Arzt-Patienten-Kommunikation auf Augenhöhe meint nicht, dass auch Patienten das Wissen und die Erfahrung eines Mediziners haben sollen. Gemeint ist ein wertschätzender Dialog, in dem Patienten all das Wissen erhalten, das sie für das Verständnis ihrer Erkrankung, der durchgeführten Untersuchungen und insbesondere der geplanten Behandlung benötigen. Eine Kommunikation auf Augenhöhe heißt auch, dass Ärzte gut verständlich und patientenfreundlich kommunizieren.

Das bewirken verständliche Informationen

Viele Patienten möchten ihre Diagnosen verstehen. Sie müssen sich für oder gegen bestimmte Behandlungen entscheiden. Sie wollen wissen, wie bestimmte Medikamente einzunehmen sind und auch wie sie wirken und weshalb sie eingenommen werden müssen. Sie möchten Entlassbriefe nach einem Krankenhausaufenthalt verstehen oder die Erkrankungen und Behandlungen von Angehörigen nachvollziehen.

Dafür sind verständliche Informationen wichtig!

Denn Patienten, die ihre Erkrankung verstehen, …

Warum ist eine gute Gesundheits­kompetenz so wichtig?

Das Gesundheits­bewusstsein und die Therapietreue von Patienten steigen, wenn sie ihre Erkrankungen und Behandlungen verstehen. Aber was ist Gesundheits­kompetenz eigentlich?

Unter Gesundheits­kompetenz wird das Wissen, die Motivation und die Fähigkeit verstanden, gesundheits­relevante Informationen ausfindig zu machen, zu verstehen, zu beurteilen und zu nutzen, um die Gesundheit erhalten, sich bei Krankheiten die nötige Unterstützung durch das Gesundheits­system sichern oder sich kooperativ an der Behandlung und Versorgung beteiligen und die dazu nötigen Entscheidung treffen zu können.
(Schaeffer, D. et al. (2016): Gesundheitskompetenz in Deutschland – Ergebnisbericht.)

73 % der Patienten möchten sich an Behandlungs­entscheidungen beteiligen.
BRAUN, B. (2014): PARTIZIPATIVE ENTSCHEIDUNGSFINDUNG BEIM ARZT: ANSPRUCH UND WIRKLICHKEIT.

Die Beziehung zwischen Ärzten und Patienten hat sich gewandelt: Moderne Patienten streben danach, über Krankheiten, Untersuchungen und Behandlungen informiert zu sein und im Dialog mit ihren Ärzten gemeinsame Entscheidungen zu treffen. Studien belegen, dass immer mehr Patienten die partizipative Entscheidungs­findung als Grundlage einer guten Behandlungs­strategie favorisieren. Doch um wirklich gute Entscheidungen treffen zu können, benötigen Patienten auch eine entsprechende Gesundheits­kompetenz.

Nur 41 % der Deutschen verfügen über eine ausreichende oder ausgezeichnete Gesundheits­kompetenz. Schaeffer, D. et al. (2021): Gesundheits­kompetenz der Bevölkerung in Deutschland – vor und während der Corona Pandemie: Ergebnisse des HLS-GER 2.

Gesundheits­kompetenz umfasst nach der Definition der Europäischen Health Literacy Survey das Wissen, die Motivation und Kompetenz, relevante Gesundheits­informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden – und zwar sowohl für den Umgang mit Erkrankungen, aber auch zur Prävention von Krankheiten und zur Förderung von Gesundheit. Die Gesundheits­kompetenz beschreibt damit auch die Fähigkeit, auf Basis dieser Informationen Entscheidungen zu treffen. Im Gegenzug wirkt sich eine geringe Gesundheits­kompetenz negativ auf das Gesundheits­verhalten und damit langfristig auch auf die Gesundheit aus.

Eine geringe Gesundheits­kompetenz geht mit einer geringeren Lebenserwartung einher. BERKMAN, ND. (2011): LOW HEALTH LITERACY AND HEALTH OUTCOMES: AN UPDATED SYSTEMATIC REVIEW.

Studien aus den USA und Großbritannien konnten außerdem zeigen, dass der Wandel in der Arzt-Patienten-Beziehung hin zu informierten Patienten auch wichtig ist: Es wurde nachgewiesen, dass die gesundheitliche Inkompetenz der Patienten mit einer höheren Rate chronischer Erkrankungen sowie einem erhöhten Mortalitätsrisiko verbunden ist.

Patienten vergessen bis zu 80 % der Informationen, sobald sie das Behandlungs­zimmer verlassen. KESSELS, RP. (2003): PATIENTS‘ MEMORY FOR MEDICAL INFORMATION.

Ebenfalls zu berücksichtigen ist die Schwierigkeit für Patienten, sich im Arztgespräch unter häufig großer Anspannung und Aufregung die oft komplexen medizinischen Sachverhalte zu merken, auch wenn sie von ärztlicher Seite gut und umfassend erklärt worden sind. So vergessen Patienten bis zu 80 Prozent der Informationen, sobald sie das Behandlungs­zimmer verlassen haben.

Was kann ich tun?

Die Gründe dafür, einen Arzt aufzusuchen, können sehr vielfältig sein. Vielleicht sind neue Beschwerden aufgetreten, eine Kontroll­untersuchung steht an oder weitere Untersuchungen durch einen Facharzt sind nötig. Die entscheidende Frage für die Vorbereitung des Termins ist immer: Was ist das Ziel meines Arztbesuchs?

Ein Ziel setzen: Was möchte ich erreicht haben, wenn ich das Arztzimmer verlasse?
Mit einer guten Zielsetzung fallen sowohl die Vorbereitung als auch der Gesprächsverlauf selbst leichter. So kann die Zeit mit dem Arzt effektiv genutzt werden. Die besten Ergebnisse für die Gesundheit werden erzielt, wenn Arzt und Patient gut zusammenarbeiten. Als Patient kann man dazu einiges beitragen.

Fragen notieren: Was sind meine wichtigsten Fragen?
Vor dem Arztgespräch sollte man sich seine dringendsten Fragen überlegen. Die Fragen sollten zu dem festgelegten Ziel für den Arztbesuch passen und nach Dringlichkeit geordnet sein. So können auch bei Zeitknappheit die wichtigsten Fragen gestellt werden. Zu Beginn des Gesprächs sollten Patienten darauf hinweisen, dass sie einige Fragen haben und mit dem Arzt besprechen, zu welchem Zeitpunkt sie ihre Fragen stellen können:

Ich habe einige Fragen an Sie, die mir persönlich wichtig sind. Wann können wir diese am besten besprechen?

Wir haben einige Beispiel-Fragen zusammengestellt:

Wichtige Fragen: Diagnose
  1. Wie wird meine Erkrankung genau bezeichnet? Gibt es für die Erkrankung verschiedene Namen?
  2. Wie verläuft meine Erkrankung in der Regel?
  3. Wie kann ich meinen Lebensstil anpassen, um den Verlauf meiner Erkrankung positiv zu beeinflussen?
  4. Kann es sein, dass weitere Familienmitglieder die gleiche Erkrankung haben oder bekommen?
Wichtige Fragen: Neues Medikament
  1. Wie heißt das neue Medikament genau?
  2. Warum muss ich dieses Medikament einnehmen?
  3. Wie wirkt das neue Medikament?
  4. Wie oft und zu welcher Tageszeit muss ich das Medikament einnehmen?
  5. Wie viele Tabletten/Tropfen des Medikaments muss ich einnehmen?
  6. Sollte ich das Medikament vor oder nach dem Essen einnehmen?
  7. Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen?
  8. Spüre ich, ob das Medikament wirkt? Wenn ja, ab wann?
  9. Sollte ich auf bestimmte Nahrungsmittel oder Alkohol verzichten, wenn ich das neue Medikament einnehme?
  10. Verträgt sich das neue Medikament mit meinen bisherigen Medikamenten?
  11. Was mache ich, wenn ich eine Einnahme vergessen habe?
  12. Gibt es Alternativen zu dem neuen Medikament, falls Nebenwirkungen auftreten oder falls es nicht wirkt?
Wichtige Fragen: Bestehender Medikamentenplan
  1. Hat sich an meinem bisherigen Medikamentenplan etwas geändert?
  2. Gibt es Medikamente auf meinem Plan, die ich eigentlich nicht mehr einnehmen muss?
  3. Nehme ich Medikamente, die man durch neuere oder bessere Medikamente ersetzen kann?
Wichtige Fragen: Untersuchung
  1. Warum wird diese Untersuchung durchgeführt?
  2. Was kann man durch die Untersuchung herausfinden?
  3. Wie läuft die Untersuchung ab?
  4. Wie lange dauert die Untersuchung?
  5. Ist die Untersuchung risikoreich oder schmerzhaft?
  6. Gibt es in meinem Fall Alternativen zu der geplanten Untersuchung?
  7. Kann oder muss ich mich auf die Untersuchung vorbereiten?
  8. Darf ich vor der Untersuchung normal essen und trinken?
  9. Wie geht es nach der Untersuchung weiter?
  10. Wann werde ich das Ergebnis der Untersuchung erfahren?
Wichtige Fragen: Therapie
  1. Welche verschiedenen Therapiemöglichkeiten gibt es?
  2. Welche Vor- und Nachteile haben die einzelnen Therapien?
  3. Welche Nebenwirkungen und Folgen kann die Therapie haben?
  4. Wie würden Sie entscheiden, wenn es um Ihre Angehörigen ginge?
  5. Wie hoch ist die Chance, dass es mir nach der Therapie besser geht?
  6. Ist die Wirksamkeit der Therapie wissenschaftlich belegt?
  7. Können Sie mir weitere Tipps oder Informationen zu den verschiedenen Therapiemöglichkeiten geben?

Immer daran denken: Mein Arzt und ich sind Partner.

Keine falsche Scheu: Nachfragen ist wichtig!

Die Bedeutung des Nachfragens sollte man sich immer wieder bewusst machen. Wenn man nicht nachfragt, obwohl man etwas akustisch oder inhaltlich nicht verstanden hat, gehen möglicherweise wichtige Informationen verloren. Am besten ist es, sich die wichtigsten Antworten zu notieren. Das kann man dem Arzt kurz mitteilen:

Ich möchte mir gerne einige Dinge mitschreiben, damit ich nichts Wichtiges vom dem vergesse, was Sie mir sagen.

Eine hilfreiche Methode, um sich das vom Arzt Gesagte zu merken, ist die Wiederholung der Aussagen mit eigenen Worten. So kann man sichergehen, dass man den Arzt richtig verstanden hat – und der Arzt weiß, dass die Informationen richtig angekommen sind. Folgende Formulierung kann dabei helfen:

Verstehe ich es richtig, dass...

Dr. Google? Hilfreiche Websites

Für viele Patienten ist es selbstverständlich geworden, sich vor dem Arztbesuch schon einmal im Internet über mögliche Diagnosen und Therapien zu informieren. Doch das Internet kennt die Krankengeschichte von Patienten nicht und kann sie auch nicht untersuchen. Zudem sind nicht alle Informationen zu Gesundheitsthemen im Internet korrekt. Zwar gibt es im Netz unzählbare Informationen zu allen nur denkbaren Krankheitsbildern – darunter auch zuverlässige, gute Quellen. Aber viel häufiger findet man Informationen zu schwerwiegenden als zu leichten Erkrankungen. Viele Menschen lassen sich dadurch verunsichern. Ärzte haben einen unschätzbaren Vorteil: Sie können Patienten körperlich untersuchen und gezielt befragen. Sie können so Erkrankungen diagnostizieren – und die passenden Therapieoptionen finden. Wer im Internet recherchiert und auf Fragen stößt, kann diese am besten im Arzt-Gespräch ansprechen.

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